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Yangsheng Fa Winter: So schützt du deine Nieren und Energie im Winter

„Im Winter ziehen sich alle Dinge in der Natur zurück und speichern ihre Kraft.

Man darf das Yang nicht stören.

Das Verlangen soll bewahrt werden, als wäre es schon erfüllt.

Wer dagegen handelt, schädigt die Nieren und wird im Frühling krank.“

— Huangdi Neijing Suwen, Kapitel 2





Wir leben in einer Zeit, in der sogar der Winter produktiv sein muss.

Während die Natur schläft, rennen wir abends ins Fitnessstudio, shoppen unter LED-Lichtern und trinken den dritten Kaffee, „weil man ja funktionieren muss“.

Aber unser Körper ist noch immer steinzeitlich – er hat das Update der ewigen Wachstumsgesellschaft nicht installiert.


Die Lehre des Yangsheng Fa (养生法) – die Kunst, das Leben zu pflegen – sagt etwas anderes:

Jede Jahreszeit hat ihre Weise zu leben, und der Winter ist die Zeit des Rückzugs, nicht der Expansion.

In der chinesischen Medizin ist dies die Zeit der Nieren (Shèn), der Wurzel von Yin und Yang im Körper.

Dort wird die Lebensessenz (Jing) gespeichert – jene Batterie, die sich nicht mit Espresso aufladen lässt.



Wenn wir das Verlangen nicht bewahren



Das Neijing übertreibt nicht:

Wenn wir im Winter Energie verschwenden, die eigentlich gesammelt werden sollte,

leeren sich die Nieren – und das spürt man.


Typische Symptome einer Nierenschwäche (Shèn Xū):


  • Dumpfer, ziehender Schmerz im unteren Rücken („dieses Ziehen beim Aufstehen oder bei Kälte“)

  • Tiefe Müdigkeit, als käme die Energie mit Verzögerung

  • Kalte Füße und Hände

  • Häufiges oder nächtliches Wasserlassen

  • Geringe Libido oder verstreuter Wunsch

  • Wenig Antrieb oder Entschlusskraft („Ich mach’s… aber nicht heute“)

  • Unruhiger Schlaf, Erwachen gegen 3–4 Uhr

  • Und im Frühling: Allergien, Gereiztheit, Nervosität – Zeichen, dass der Körper keinen echten Winter hatte.



Die chinesische Weisheit fasst es knapp: Wer im Winter nicht zur Ruhe kommt, wird im Frühling krank. Anders ausgedrückt: Man bereitet den Frühling im Winter vor, den Morgen am vorhergehenden Abend.





🔥 Die Steinzeit wusste es besser



Fast unsere ganze Geschichte lang war der Winter eine Höhle, ein Feuer und eine Erzählung.

Draußen: Dunkelheit, Wind, Frost.

Drinnen: heiße Suppe, gespeichertes Fett, Lachen und Geschichten.

Der Stoffwechsel fuhr herunter, der Körper sparte, der Geist träumte.


Yangsheng Fa heißt nicht, zurück in die Höhle zu gehen –

sondern den Rhythmus des Lebens wiederzuerkennen.

Wir können nicht das ganze Jahr im „Sommermodus“ leben.

Gesundheit entsteht im Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe.

Und manchmal heilt das Nichtstun mehr als das Tun.





☀️ Der Tag als kleines Jahr



Ein Tag ist wie ein kleines Jahr:

Der Morgen ist Frühling – das Yang steigt, wir bewegen uns, suchen natürliches Licht.

Der Mittag ist Sommer – Energie, Aktion, Verdauung.

Der Abend ist Herbst – Rückzug, Loslassen, Wärme.

Die Nacht ist Winter – Ruhe, Dunkelheit, Schlaf.


Doch die meisten leben dagegen:

Wir arbeiten unter Neonlicht, trinken Kaffee um sechs und schlafen mit Bildschirmen ein.

Unsere Nieren sind verwirrt – sie wollen schlafen, wir geben ihnen Scrollen.





🍲 Die Alchemie der Suppen



Der Winter gehört dem langsamen Kochen.

Der Körper braucht innere Wärme, beruhigende Nahrung, Brühen, die umarmen.

Rohkost und kalte Säfte sind jetzt fehl am Platz – sie löschen das Verdauungsfeuer (Pi Wei Yang).


Freunde des Winters:


  • Wurzelgemüse (Karotten, Pastinaken, Rüben, Süßkartoffeln, Ingwer)

  • Lang gekochte Brühen mit Knochen oder Pilzen

  • Gut gegarte Hülsenfrüchte, warme Getreide

  • Leicht geröstete Nüsse und Samen

  • Etwas Salz oder Miso, um Feuchtigkeit zu halten

  • Und vielleicht ein kleiner Schluck heißer Wein – wenn die Stimmung passt.



Kochen ist Yangsheng Fa: Es wärmt, zentriert und entschleunigt.

Ein langsamer Eintopf lehrt mehr über Gesundheit als viele Bücher.





🕯️ Das Verlangen bewahren



„Das Verlangen bewahren, als wäre es schon erfüllt“

bedeutet, im Winter nicht mehr zu wollen, als die Zeit erlaubt.

Nicht zu jagen, wenn das Leben Pause macht.

Stille nicht mit Stillstand zu verwechseln.


Die Samen ruhen im Winter – und enthalten doch schon den Frühling.

So auch wir:

Wenn wir lernen, ohne Schuldgefühl zu ruhen, erneuert sich die Energie von selbst.





🌱 Epilog



Yangsheng Fa – die Pflege des Lebens – ist keine Technik, sondern eine Haltung.

Sie heißt: den Rhythmus wieder hören, den der Körper längst kennt.

Nicht mehr tun, sondern besser bewahren.

Denn der Frühling gehört jenen, die im Winter wirklich geruht haben.



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