Wir leben in einer Gesellschaft, die unseren Geist ständig beschäftigt hält. Wir springen von einer Aufgabe zur nächsten, füllen Pausen mit Bildschirmen und vermeiden Stille mit digitalen Reizen. Diese mentale Überaktivierung erschöpft nicht nur unseren Geist, sondern beeinträchtigt auch unseren Körper: Sie verhindert, dass sich der Organismus regeneriert, und trägt zu chronischen Entzündungen bei.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) heißt es, dass nicht das bewusste Denken den Körper heilt. Stattdessen gibt es eine tiefere Intelligenz, das Shén Jī (神机), das den Körper reguliert und heilt – allerdings nur, wenn der Geist zur Ruhe kommt
Das Gehirn ist das energieintensivste Organ des Körpers. Die Theorie des „egoistischen Gehirns“ (Peters et al., 2004) besagt, dass das Gehirn bei hoher kognitiver Belastung seine Versorgung mit Glukose und Sauerstoff sicherstellt – auch wenn dies bedeutet, dass andere Körpersysteme darunter leiden.
Ist der Geist ständig aktiv, bleibt der Körper im Dauerstressmodus, was zu erhöhten Cortisolwerten und einer geschwächten Immunabwehr führt. Dadurch entsteht eine chronische Entzündung, bei der das Immunsystem dauerhaft aktiviert bleibt. Dies kann Krankheiten wie chronische Erschöpfung, Verdauungsprobleme, Autoimmunerkrankungen sowie Angstzustände und Depressionen begünstigen (Dantzer et al., 2008).
Shén Jī: Die Körperintelligenz, die nur funktioniert, wenn der Geist ruht
In der TCM bezieht sich Shén (神) auf das Bewusstsein und die geistige Aktivität, während Shén Jī die innere Intelligenz des Körpers beschreibt – der Mechanismus, der das physiologische Gleichgewicht steuert. Ein zentrales Prinzip der TCM ist: Wenn der bewusste Geist zu aktiv ist, kann sich der Körper nicht selbst heilen.
Damit Shén Jī arbeiten kann, muss die geistige Aktivität reduziert werden. Dies geschieht durch Schlaf, Meditation, QiGong und echte Ruhe ohne äußere Reize. Shén Jī aktiviert sich von selbst, wenn wir aufhören, den Körper mit unserem Geist zu kontrollieren.
Bereits das Huangdi Nei Jing (黄帝内经) betont, dass übermäßiges Nachdenken Milz und Herz schwächt, was zu einer schlechten Zirkulation von Qi und Blut führt und die Selbstregulation sowie die Geweberegeneration beeinträchtigt.
Wie der Körper in den Reparaturmodus kommt
Um Entzündungen zu reduzieren und Shén Jī zu aktivieren, brauchen wir echte Regenerationspausen:
Ruhe ohne Bildschirme. Nicht jede freie Minute mit dem Handy oder Fernsehen füllen.
Den Himmel betrachten, spazieren gehen, Tageslicht tanken. Aktivitäten ohne kognitive Anstrengung helfen, das Nervensystem zu regulieren.
Meditation und QiGong. Sie beruhigen den Geist und ermöglichen dem Körper, die Heilung zu übernehmen.
Bewusste Pausen beim Essen. In Ruhe und ohne Ablenkung essen fördert die Verdauung und den Stoffwechsel.
Fazit
Sowohl in der TCM als auch in der modernen Wissenschaft finden wir dasselbe Prinzip: Der Körper heilt sich, wenn der Geist ruht. Mentale Hyperaktivität entzieht den Selbstheilungsprozessen Energie und hält den Körper in einem Zustand chronischer Entzündung.
Für echte Gesundheit reicht es nicht aus, sich gut zu ernähren und Sport zu treiben – wir müssen auch lernen, den Geist abzuschalten, damit Shén Jī seine Arbeit tun kann.
Die Lösung ist nicht mehr Aktivität, sondern mehr Stille. Weniger Tun, mehr Sein.

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